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höckerschwäne

Seit ich denken kann, habe ich Probleme damit, Prinzessin zu sein.
Allein die Vorstellung ich solle später einmal das Land regieren, ein ganzes Land voller Bauern und einfacher Leute, lässt mich schaudern.
Was nicht heißt, dass ich nicht oft den Gedanken hege, wie schön es wäre, ein einfaches Mädchen des Volkes zu sein. Nicht nachdenken müssen, keine Verantwortung tragen und vor allem keine Erwartungen, die an mich gestellt werden. Ein Mädchen der Straße, barfuß und bequem gekleidet, welches sich, was es braucht, aus der Natur holt; vielleicht dem Vater hilft, die Felder zu bestellen und der Mutter, die Wäsche im Bach zu waschen.

Aber es gibt eine Sache, die mich mein Schicksal vergessen lässt. Etwas, das es mir leichter macht, die unbequemen, pompösen Gewänder zu tragen; leichter, um des Aussehens Willen nur wenig zu essen und nicht zu häufig in die Sonne zu gehen; leichter, die ewigen politischen Belehrungen und Diskussionen durchzustehen; leichter auch, mit dem ungeheuren Erwartungsdruck fertig zu werden.
Alle Probleme verblassen durch sie:
Meine Schwäne.

Als einziges lebendes weibliches Mitglied des Königshauses ist es mir auch als einzige Person des gesamten Reiches gestattet, die silbernen Höckerschwäne von Arbulasien zu berühren, auf ihnen zu reiten und mit ihnen zu sprechen.

Diese Geschöpfe sind die Heiligtümer unseres Landes. Lebende Heiligtümer. Sie sind sehr groß, mehr als dreimal so groß als die weißen Schwäne, die im Rest der Welt bekannt sind. Zudem tragen sie auf dem Rücken zwei Höcker, welche jedoch aus der Ferne nicht zu sehen sind, da sie zwischen den silber-weiß funkelnden Federn verborgen sind. Nur wenn man nah heran geht oder die Tiere berührt, kann man die Höcker erkennen. Es wird gesagt, Janschu, der Urvater des heiligen Geschlechts der Höckerschwäne, habe einst Asaran, der Urgroßmutter meiner eigenen Oma, ein großes Reich in Frieden und Wohlstand versprochen, sollte sie auf seine Ratschläge und die seiner Kinder hören.
Und so kam es, dass seit diesem Tag die heiligen Höckerschwäne mit den königlichen Damen des Landes gemeinsam regieren. Da ich jedoch noch nicht erwachsen und somit noch nicht imstande bin, das Volk zu leiten, und meine Mutter bereits gestorben ist, wird mein Vater noch für drei Jahre meine Aufgabe wahrnehmen. Doch mit den Schwänen sprechen kann und darf nur ich. Männer können die Sprache der Schwäne nicht erlernen.

Die Schwäne und ich, wir gehören zusammen. Wir bilden eine Gemeinschaft, die bald schon das Reich regieren wird. Doch jetzt, da ich noch Kind bin, kann ich mit diesen wunderbaren Geschöpfen spielen, auf ihnen reiten und mit ihnen über Janschu und die Welt diskutieren. Wenn ich es recht bedenke, so bin ich unendlich gerne an meiner Stelle und möchte mit niemanden tauschen. Denn selbst wenn ich meine Schwäne nur kurze Zeit pro Tag sehen kann, so reichen diese Minuten aus, um mein Leben zu erhellen.

polilla sep1

 

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