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gedachte gedanken

Angefangen habe ich damit in Russland.

An einer Metrostation in St. Petersburg verspätete sich ein Freund, mit dem ich mich verabredet hatte. So beobachtete ich die Menschen, die aus den Türen strömten oder durch diese hineindrängten. Menschen, die eilten; Menschen, die telefonierten; Menschen, die ebenso zu warten schienen, wie ich.
Zugleich lauschte ich Alanis, die sich mal wieder in meinen Ohren niedergelassen hatte. Wie immer nahm ich die Texte in mich auf, dachte sie förmlich mit, während Alanis sie sang.
Nach und nach projizierte ich die gehörten Worte in die ungehörten Gedanken der Vorübergehenden. Und so dachte eine traurig aussehende Frau "Can you imagine I pay him 75 dollars an hour! Sometimes it feels like highway robbery and sometimes it's peanuts, I wish it could last a couple more hours." Ein eleganter Herr fragt sich "How about me not blaming you for everything; how about me enjoying the moment for once?" Ein ärmliches junges Mädchen mit einem Geigenkasten unterm Arm und einem verzweifelten Ausdruck auf dem Gesicht scheint ihre Gedanken wütend hinausschreien zu wollen: "How long can a girl be tortured by you? How long before my dignity is reclaimed? And how long can a girl be haunted by you? Soon I'll grow up and I won't even flinch at your name!"

Alles in meinen Ohren gedachte Gedanken.

Jetzt, fast ein Jahr später, beobachte ich einen älteren Mitarbeiter des Instituts, der, wie so oft in seiner Mittagspause, über die Felder vor meinem Fenster wandert. Zur gleichen Zeit tönt in meinen Ohren die elfengleiche Stimme von Alphawezen. "Touch me! I am loosing shape." Sofort projiziere ich diese Zeile in die Gedanken des einsam spazierenden Mannes; und sehe ihn mit anderen Augen.

polilla dez5

 

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